Abschied nehmen mit wunderbaren Jahren im Gepäck

Als mein Sohn irgendwann sagte, dass er in einem Verein Fußball spielen möchte, habe ich glaube ich schon geahnt, dass eine intensive aber schöne Zeit vor uns liegt. Ich war jetzt nicht begeistert von der Idee, aber ich ließ den Dingen ihren Lauf und er begann bei den Bambinis das Fußball spielen zu lernen.

Ein Jahr später bot ich mich an, den Trainer der F-Jugend bei seiner Arbeit zu unterstützen und es ward ein neuer Übungsleiter geboren. Mit den Jahren wuchs die Erfahrung, es wurden immer intensivere Trainingseinheiten entwickelt und es wuchs über die Zeit ein richtiges Kollektiv zusammen.

Die Jungs entwickelten sich prächtig und es stachen das ein oder andere Talent heraus, welche dann ein Mal pro Woche dem Fördertraining des DFB Stützpunkt Brandenburg beiwohnen durften. Aber es gab auch nicht so schöne Zeiten. Im D-Jugend Bereich, dem goldenen Lernalter für Fußballer, war aufgrund der Covid Pandemie kein gemeinsames Training mehr möglich. Mit Hausaufgaben und Videos versuchten wir die Jungs weiter zu motivieren und trotzdem ein Stück Entwicklung heraus zu kitzeln.

Als der Spuk dann vorbei war, ging es aufs Großfeld. Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass der Sprung von Klein- aufs Großfeld so groß ist. Die Mannschaft begann in der Kreisklasse und arbeitete hart, sodass der Aufstieg in die Kreisliga erreicht werden konnte. Hier haben wir so manches Lehrgeld bezahlt. Und rückblickend, war dieses schwere erste Jahr auf Großfeld, für viele der Spieler unbezahlbar. Hier mussten sie jedes Spiel über ihre Grenzen gehen, sportlich aber auch menschlich. Und als wir gegen den späteren Kreisligameister 0 zu 11 verloren haben, haben sie ihr bestes Saisonspiel gemacht und so unendlich viel Erfahrung aus diesen Spielen gezogen und sich immer weiterentwickelt.

Im zweiten Jahr der C-Jugend hatten wir das Privileg in der Landesklasse zu spielen und haben auch hier wieder enorme Entwicklungsschritte vollzogen.

Über die gesamte Zeit gesehen, hat der Charakter dieser Jungs auch mich über die Jahre getragen und immer weiter machen lassen. Sie haben an sich geglaubt und auch in schwierigen Phasen nicht aufgegeben. Am Ende einer Saison stand immer eine positive Entwicklung.

Nun nach 8 Jahren als Übungsleiter ist es Zeit Abschied zu nehmen. Aber kein trauriger Abschied. Vielmehr ein Abschied der zeigt, wieviel Erfahrung, Wissen Empathie und Zwischenmenschlichkeit aus dem unschuldigen Satz eines kleinen Jungen, „Papa, ich möchte Fußball spielen“, entstehen kann. Über die Jahre habe ich so viele tolle Spieler und ihre Eltern kennen lernen dürfen, die sich mit Herzblut engagiert haben und immer bereit waren jede Sache mitzutragen und ich war immer traurig, wenn ich einen Spieler nicht fördern konnte oder er mit dem Fußball aufgehört hat.

Wenn ich ehrlich bin fällt mir dieser Abschied unendlich schwer. Mir wird es fehlen Hütchen zu stellen, dass grüne Gras zu riechen und mich zu ärgern, dass etwas nicht so klappt wie ich es mir vorgestellt habe. Mir wird die Akribie fehlen Trainingseinheiten auszuarbeiten und auch nochmal meine alten Knochen in der Spielform gegen die jungen Erwachsenen zu stellen. Mir wird es fehlen die Jungs im Training Lachen zu sehen, sie nicht mehr aktiv begleiten zu können und nur ein rudimentärer Beobachter ihrer weiteren Entwicklung zu sein.

Alle diese Sachen werden mir fehlen. Und trotzdem ist es Zeit, euch euren weiteren Weg alleine, mit neuen Reizen gehen zu lassen. Und wie ich euch schon sagte. Egal was in der Zukunft passiert. Verliert niemals die Liebe zum Spiel.

Auf diesem Weg sage ich Danke an alle die ich kennenlernen durfte und die mir diese wunderbare Zeit ermöglicht haben. Ihr habt mich als Mensch ein Stück reicher gemacht.

Zum Abschluss möchte ich die beiden Mitstreiter Sebastian und Rene nicht vergessen, welche mit mir zusammen Abschied nehmen und ebenfalls immer mit vollem Herzblut dabei waren. Und natürlich nicht zu vergessen meine Frau Ariane, die mir immer die Freiheit gegeben hat, meine zweite große Liebe, den Fußball, so zu leben wie ich es in den letzten Jahren getan habe.

Vielen Dank von ganzem Herzen

Euer Michel